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Prag-Kursfahrt des DS-Kurses im Mai 2011

Am Sonntag, den 8. Mai 2011, waren wir nun endlich startklar für die langersehnte Kursfahrt nach Prag. Zusammen mit unserer Stammkursleiterin Frau Wolf und Herrn Jung als Begleitung, hatten wir uns für die Hauptstadt Tschechiens entschieden, die sich gegen zahlreiche andere Konkurrenten wie Hamburg, Italien oder die Nordsee durchsetzen konnte.

Unter dem klackenden Geräusch der Trollis, die über den Bahnsteig des Haßlocher Bahnhofs in den Zug rollen, aufgeregtem Erzählen, Lachen und Austauschen von Zielen, die unbedingt besichtigt werden müssen, machten wir uns auf den Weg nach Mannheim. Von dort aus fuhren wir mit dem ICE nach Frankfurt, wo wir umsteigen und in eine historisch nicht weniger bedeutsame Stadt wie Prag, nämlich Dresden, aufbrechen. Nach kurzem Aufenthalt im Dresdner Hauptbahnhof und Einkehren in diverse amerikanische Fastfood-Restaurants stiegen wir gestärkt in den nächsten Zug, mit welchem wir nach zwei Stunden sicher in den Prager Hauptbahnhof rollen. Nach einer langen Zugfahrt von insgesamt zehn Stunden und dreimal umsteigen, waren wir zwar müde, aber trotzdem glücklich, endlich an unserem Traumziel angekommen zu sein. Jetzt wusste jeder, dass wir dem Schulalltag eine Woche lang sehr fern sind, ihm entfliehen können und wir waren gespannt, welche Ereignisse auf uns zukommen würden.

Unsere Gruppe wurde von einem Prager Reiseführer direkt am Gleis abgeholt und wir bekamen eine leise Vorahnung, wie die Mentalität der Tschechen ist. Etwas ruppig, nicht sehr herzlich, kühl und distanziert. Bei ihm musste alles „zack-zack“ gehen, mit einem roten Kopf führte er uns in die tiefen Schächte des Metrosystems von Prag, bis wir schließlich an unserer Endstation ankamen. Leider kamen wir nur einmal in den Genuss mit der Metro zu fahren. Die restlichen Tage waren wir ausschließlich zu Fuß unterwegs, da in Prag alles sehr zentral liegt. Empfangen wurden wir mit dem Blick auf ein puderrosa farbenes großes Haus im Jugendstil, was besonders den weiblichen Kursmitgliedern denkbar gut gefiel. Auf der linken Straßenseite befand sich unser Hotel und es fanden sich schnell Grüppchen, als es um die Zimmerverteilung ging. Stöhnend und keuchend wurden die schweren Koffer die Treppen hinauf gehievt, da der Aufzug für maximal drei Personen geeignet war. Süffisant mussten wir uns vom sportlichen Herrn Jung anhören, der im Nu die Treppen erklommen hatte, wir seien doch noch so jung und dynamisch. Die Zimmer wurden belegt und gespannt in Augenschein genommen, wer wollte, konnte kurz die Füße hochlegen, sich frisch machen, auspacken oder Freunde in den anderen Zimmern besuchen, bevor es weiter ging. Kurze Zeit später trafen wir uns, wie so oft fast immer pünktlich, in der Lobby des Hotels. Wir machten uns nun auf den Weg in die Stadt, um den Abend in großer Runde bei gemeinsamem Abendessen gemütlich ausklingen zu lassen.
Der erste Eindruck, den wir von der Stadt bekamen, war beeindruckend. Mehrstöckige Wohnhäuser mit viel Stuck und Gold, ließen uns begeisternd an ihnen empor blicken. Langsam konnten wir erahnen, warum Prag die „Goldene Stadt“ genannt wird. Wir kehrten in eine Burgtaverne ein. An einer langen Holztafel, auf Fellen sitzend und bei Fackelschein, schmausten wir zünftig und urig wie die Ritter und Burgfräuleins zu Dudelsack klängen. Herr Jung, der Burgvater, saß am Tafelende auf einem pompösen Eichenstuhl, jetzt fehlte nur noch das passende Gewand, aber seine Rolle als Oberhaupt spielte er sehr gut – Er war ja schließlich mit einem DS –Kurs unterwegs. Müde von der Fahrt und vom deftigen Essen, machten sich die Gaukler des DS Kurses auf den Rückweg ins Hotel, damit wir fit in den nächsten Tag starten konnten.
Nach ausreichendem Frühstück wurden wir von unserem Reiseführer, der nun sichtlich entspannter wirkt als am Vorabend, am Hotel abgeholt. Die erste Anlaufstelle war eine Bank oder eine Wechselstube, man musstet jedoch viele Kurse vergleichen, da die Wechselstuben natürlich von den gutgläubigen Touristen profitieren wollten – Sie wollen sie übers Ohr hauen! Zuerst schlenderten wir am Wenzelsplatz entlang, der am Nationalmuseum endet. Es gabt nahezu keine Frage, die unser Reiseleiter nicht beantworten konnte. In Prag begegneten wir Geschichte auf Schritt und Tritt: Ob es sich nun um den ersten Prager Fenstersturz 1419 und dem Beginn der Hussitenkriege, den Zweiten um 1618 als Auftakt des Dreißigjährigen Krieges oder um den Einzug Hitlers Truppen 1939, handelte. Sehr interessant war für uns, dass unser Reiseführer ein Zeitzeuge des Prager Frühlings ist. Er wohnte im November 1989 den zahlreichen Massendemonstrationen der „Samtenen Revolution“ zum Rücktritt der sozialistischen Regierung bei. So konnten wir die Ereignisse von damals hautnah erleben. Er führte uns durch verborgene Gassen, Gärten und Sträßchen, welche wir als normale Touristen nicht gesehen hätten. Nach der Stadtführung waren wir „entlassen“ und durften in kleinen Gruppen auf eigene Faust die belebte Stadt selbst kennenlernen. Einige von uns interessierte die Prager Burg/ Hradschin, das politische und geistige Zentrum des Landes, andere suchten den Altstädter Ring auf, um die astronomische Uhr und das kunstvolle Palaisreigen zu bewundern. Wieder andere stürzten sich zum Einkaufen in das Getümmel des Wenzelsplatzes, den Boulevard der Eiligen und Schlendernden.Bevor wir zu einer abendlichen Erkundungstour aufbrachen, gabt es noch einen Termin, den wir alle wahrnehmen mussten: Ein Theaterstück von uns inszeniert zum Thema Herbst 1989, um uns auf den Besuch der deutschen Botschaft am nächsten Tag einzustellen. Nach kurzer Vorbereitungszeit und der grandiosen Schauspielleistung, oder auch teilweise grandioses Improvisationstalent, sammelten wir uns in einem Kreis und wurden von Herrn Jung, mit seinem sehr großen, fundiertem Fachwissen, welches er an mehreren Stellen bewies, über die tatsächlichen Vorkommnisse damals unterrichtet. Nach dem Applaus wurden wir für diesen Tag komplett „entlassen“ und starteten eine weitere Erkundungstour durch die bereits golden erleuchtete Stadt.
Am Dienstag, Tag zwei unseres Aufenthaltes in Prag, stand dann die deutsche Botschaft auf dem Programm. Doch bis wir diese erreichten, mussten wir, dank Herrn Jung, eine Wanderung zurücklegen, weil „wir“, die Orientierung verloren hatten. In brütender Hitze stiegen und krackselten wir den Berg auf dem sich auch die Burg befindet hinauf. Dennoch lohnte es sich, da wir mit beeindruckender Aussicht auf die Stadt und die Moldau belohnt wurden. Nach viel Gemecker und einem kühlenden Abstieg durch den Wald, sahen wir endlich den Garten der Botschaft. Die kleine Führung in der Botschaft, die Besichtigung des Gartens, in welchem tausende von DDR – Flüchtlingen kampierten, ist sehr eindrucksvoll. Im Garten wurde vor dem vierfüßigen goldenen Trabant, der an den Herbst `89 erinnert, ein Gruppenfoto geschossen und jeder konnte nun individuell entscheiden, was sie oder er machen wollte. Oft verbrachten wir unsere Zeit auf der Kampa, eine Halbinsel zwischen Teufelsbach und der Moldau. Das war genau das Richtige, um zu entspannen, erzählen, picknicken, die Tretbootfahrer oder den regen Verkehr am anderen Ufer zu beobachten. Am Abend trafen wir uns alle wieder am Divadlo Pytírské, einem bekannten Schwarzlichttheater Prags. Zwar hat das Schwarzlichttheater mittlerweile zahlreiche Konkurrenten bekommen, jedoch gilt das Haus mit der originellen Fassade immer noch als die Nummer eins. Wir besuchten die Vorstellung „Faust“, die mit vielen zauberhaften Illusionen und Musik untermalt war, dennoch überzeugte uns die Inszenierung nicht ganz. Da blieben wir lieber bei unserem Nationaltheater in Mannheim.

Am Mittwoch besuchten wir das Kleinstädter Moldauufer, wo sich das Franz Kafka Museum befindet. Hier wird das Verhältnis des Schriftstellers zu seiner Heimatstadt Prag auf vielen Ebenen nachgestellt, was absolut sehenswert ist. Danach lockte eine Moldaufahrt, die John Lennon Wand, an der jeder kreativ sein durfte, ein Kaffee im kubischen Haus oder eine Fahrt mit einer Kutsche oder einem Oldtimer durch die Hauptstadt Tschechiens. Nach der Freizeit am Mittag trafen wir uns an der Karlsbrücke, um ein Foto vom Kurs für unseren brasilianischen Außtauschschüler Lucas, zu schießen. Während seines Aufenthaltes in Europa, besuchte er bereits Prag und empfahl uns, den Sonnenuntergang auf der Karlsbrücke zu beobachten. Den Sonnenuntergang hatten wir gekonnt verpasst, dennoch hatten wir einige Erinnerungsfotos für Lucas und uns bei ein wenig verbleibender Himmelsröte gemacht. Langsam wurde es dunkel, das orangefarbene Licht der Laternen spiegelte sich nachts auf dem Kopfsteinpflaster und träge Wellen der Moldau schwappten gegen die Pfeiler der Karlsbrücke. Wir genossen die Atmosphäre und waren gespannt auf den nächsten Tag. Am letzten Tag, den wir in Prag verbrachten, stießen wir wieder auf unseren Stadtführer, der auch einige Führungen im jüdischen Museum leitet. Er erzählte uns viel über die jüdische Geschichte Prags, führte uns durch das Ghetto und zeigt uns die Altneusynagoge 1275 errichtet und somit die älteste gotische Synagoge Europas. Wir kamen dem Schicksal der Juden mit dem Besuch des jüdischen Friedhofs, der einem Grabsteinmeer glich, hautnah. Es berührte uns alle. Wir verabschiedeten uns von unserem Reiseleiter, der allmählich Vertrauen zu uns fasste, dem es sogar fast leid tat uns gehen zu lassen, da er selten eine so interessierte und sympathische Gruppe, wie uns, durch seine Heimatstadt führte. 

Wir freuten uns über das Kompliment und kamen zwei Stunden später ein letztes Mal in den Genuss der böhmischen Küche. In einer großen urigen Wirtschaft mit Kellergewölbe aßen wir Kartoffelsuppe (bramborová polévka), Knödel (knedlík), Rinderlende mit Sahnehäubchen (svícková) oder schlicht Schnitzel mit Pommes. Bei gemütlichem Beisammensitzen, war das ein schöner Abschluss, der aber noch lange nicht das Ende unserer Fahrt darstellte. Zusammen, inklusive Frau Wolf und Herrn Jung, machten wir uns durch die beleuchteten Straßen auf, Richtung Karlsbrücke, wo sich die größte Disco Europas, Karlovy Lázne, befindet. Auf vier Ebenen bietet der Tanzturm direkt an der Moldau Rhythmen, Cocktails und nicht zu vergessen das böhmische Bier. Wie durch Zufall trafen wir uns alle im „Oldies Room“, wo wir auf Frau Wolf und Herrn Jung staßen und feierten gemeinsam auf dem Leuchtboden im 80er Jahre Stil ab. Tolle Gruppendynamik und ein schöner Abschluss für die Fahrt, mit durchgehend um die 30°C, super Lehrern, viel Vertrauen und einer Menge Spaß! Danke, dass sie beide, Frau Wolf und Herr Jung, uns eine solch gelungene, ereignisreiche und schöne Kursfahrt ermöglicht haben, die uns allen mit Sicherheit lange in Erinnerung bleiben wird.

Autor: Julia Stahler