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Schüleraustausch mit Kluczbork 2015/16 – Völkerfreundschaft selbst erleben

Polenaustausch Herbst 2015

Die politischen Beziehungen zwischen Polen und Deutschland sind seit der letzten Wahl in Polen deutlich abgekühlt. Diese Entwicklung hat sich vor den aktuellen Belastungen der EU und seiner Mitgliedsstaaten (Finanzkrise und Strom der Asylsuchenden) sogar noch verschärft.
Gerade vor diesem Hintergrund sind wir sehr froh, dass sich der Schüleraustausch mit unseren östlichen Nachbarn einer immer größeren Beliebtheit unter den Oberstufenschülern erfreut. Die langjährige Freundschaft mit unseren Partnern in Kluczbork, der weiterführenden Marie-Sklodowska-Curie-Schule, und der damit verbundene Schüleraustausch bietet allen Beteiligten die Möglichkeit Völkerfreundschaft zu erfahren und diese selbst mitzugestalten, damit sich unsere Länder in Europa weiter annähern.

Polenaustausch Herbst 2015
In diesem Herbst reisten 27 Schülerinnen und Schüler der Oberstufe (MSS10 + MSS11) für eine erlebnisreiche Woche noch Polen. Sie wurden dabei von Frau M. Mattern, Herrn J. Jung und unserem Schulleiter Herrn E. Seger begleitet.

Polenaustausch Herbst 2015
Das in den letzten Jahren entwickelte Konzept, welches vorsieht, dass bei diesem Austausch nicht primär das Erlernen einer Sprache das Ziel ist, sondern die Völkerfreundschaft und das gemeinsame Aufarbeiten der gemeinsamen Geschichte, wurde erfolgreich weitergeführt. Dies umfasste auch, dass wir uns nicht sofort nach Kluczbork begaben, sondern die Schülerinnen und Schüler sich zunächst in der internationalen Jugendbegegnungsstätte in Kreisau, Ort der deutsch-polnischen Versöhnungsmesse und Versammlungsort der Widerstandsgruppe „Kreisauer Kreis“, kennenlernten und dort gemeinsam lernten, arbeiteten und feierten. Schnell wurden dort auch unter pädagogischer Anleitung die ersten Worte in Polnisch gelernt.                       Polenaustausch Herbst 2015Polenaustausch Herbst 2015            Polenaustausch Herbst 2015Polenaustausch Herbst 2015
Wie im letzten Jahr (vgl. den ausführlichen Bericht 2014) kamen wir in den frühen Montagmorgenstunden auf dem Gut Kreisau an. Der erste Tag war mit Führungen über das Gelände, Kennenlernspielen, Vorstellungsrunden und einem abendlichen Sportprogramm gefüllt, welches neben vielen kleinen Geschicklichkeitsübungen zur Gruppenbildung auch ein abschließendes spontanes Volleyballturnier umfasste, bei dem wir uns sehr gut präsentierten.

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Am Dienstag erkundeten wir gemeinsam das nahe gelegene studentisch geprägte Breslau, dank einer deutschen Stadtführung konnten wir uns schnell ein erstes gemeinsamen Bild vom Wandel dieser Stadt in der Geschichte machen. Aber auch das Panorama von Raclawice wurde von uns besucht, welches den Sieg der polnischen über russische Truppen 1794 zeigt und somit einen besonderen Punkt in der polnischen Geschichte und Selbstwahrnehmung dokumentiert. Auf der Rückfahrt besuchten wir noch das UNESCO-Weltkulturerbe in Schweidnitz, die komplett in Fachwerkbauweise errichtete Friedenskirche. Zurück in Kreisau fand ein internationaler Abend statt, bei dem wir uns mit Vorträgen und mitgebrachten Köstlichkeiten gegenseitig unsere Heimatländer und Regionen vorstellten.

PolenaustauschPolenaustausch 2015
Der Mittwoch wurde wieder gemeinsam in Kreisau verbracht, dort wurde spielerisch an der Aufarbeitung gegenseitiger Vorurteile gearbeitet und in gemischten Arbeitsgruppen wurden Aspekte der jeweiligen Kultur, Politik und Geschichte unserer beiden Länder gegenübergestellt und präsentiert. An diesem Tag wurde aber auch die besondere Bedeutung des Ortes Kreisau erforscht. Das Wirken der Widerstandgruppe des Kreisauer Kreises wurde durch eine moderierte Führung und eine gemeinsame Brieflesung im Berghaus deutlich. Trotz all dieser Arbeiten wollten es sich die beiden Gruppen aber nicht nehmen lassen, nochmal sportlich in Aktion zu treten. Es fand ein gemeinsames Fußballspiel um den begehrten „Pfälzer Dosenwurstpokal“ statt, welches am Rande durch ein Cheerleaderprogramm unterstützt wurde. Am Abend wurde dann gemeinsam im Schlosskeller gefeiert und sich beim Poolbillard verglichen.

 

Am Donnerstag war all diese Freude jedoch schnell wieder vergessen, als wir uns mit den Gräueltaten in Auschwitz auseinandersetzten. Dafür besuchten wir die Gedenkstätte Auschwitz/Birkenau, wo wir eine ausgedehnte Führung erhielten, die sicherlich keiner mehr vergessen wird. Die Anblicke der Bauten und Exponate sowie die unzähligen Informationen die wir erhielten, machen uns alle wohl noch immer fassungslos. Anschließend wurde sich viel über die Eindrücke ausgetauscht und Herr J. Jung versuchte noch einige Informationen nachzureichen, die bei seiner Synchronübersetzung aus dem Englischen während des Rundganges unerwähnt blieben. Ein Tag, der alle emotional mitgenommen hat, der aber auch von den teilnehmenden Schülerinnen und Schülern immer wieder als unbeschreiblich wichtig herausgestellt wird.

    

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Am Freitag ging es dann nach Kluczbork, wo uns schon die Gastfamilien erwarteten. Dort schlossen sich unserer Gruppe noch weitere polnische Schülerinnen und Schüler an, teilweise kamen sogar extra ehemalige Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Austausches angereist, um gemeinsam die beiden Tage in und um Kluczbork mit den deutschen Partnern verbringen zu können. Man empfing uns wieder äußerst freundlich und die Familien umsorgten uns hervorragend, besonders das Essen fiel stets reichlich aus. So auch beim gemeinsamen Grillen am Abend, welches die Schüler unserer Partnerschule vorbereitet hatten. Die Stunden am Feuer vergingen bei einigen Gruppenspielen sehr schnell, sodass man sich bester Laune und wohl gesättigt in den Abend stürzen konnte.

             

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Am letzten Tag erkundeten wir Kluczbork und unsere Partnerschule. Dort hatte man eine Schnitzeljagd vorbereitet, die mit einem Pizzaessen am Zielpunkt nahe dem Stausee endete. Nachmittags gab man dann in den Supermärkten die letzten Zloty für diverse polnische Mitbringsel aus, bevor am frühen Abend ein tränenreicher Abschied bevorstand.

 

Innerhalb dieser wenigen Tage ist für die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler unglaublich viel passiert: sie haben nicht nur eine fremde Kultur kennen und ein wenig verstehen gelernt, ein paar Worte Polnisch gelernt, die Herzlichkeit völlig unbekannter Familien genossen, die eigene Geschichte unter neuen Blickwinkeln bearbeitet, sondern wirklich gespürt, und vor allem Freunde in der Ferne gefunden.

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Vielleicht ist es gerade diese Fülle an unterschiedlichen Erfahrungen, die unsere Schülerinnen und Schüler für diesen Austausch so begeistert und in ihrer Selbstwahrnehmung als Europäer nachhaltig verändert.

 Polenaustausch 2015

Wir freuen uns auf den Rückbesuch am Ende Mai 2016 und versuchen unsere polnischen Freunde ebenso gut aufzunehmen und ihnen den Besuch in Deutschland unvergesslich zu machen!

 

Zahlreiche Bilder zur Fahrt findet man hier in der Galerie.

 

Autor: Julius Jung