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Theateraufführung "Empfänger unbekannt"

Am Freitag, den 8. März führte das Kammertheater Rheinland das Stück "Empfänger unbekannt" in der Aula des Hannah-Arendt-Gymnasiums auf. Alle Schülerinnen und Schüler der neunten bis zwölften Jahrgangsstufe konnten in der Aula die szenische Lesung verfolgen. Die Schulgemeinschaft bedankt sich bei Frau Stamer für die Organisation der Veranstaltung.

Bilder

Empfänger unbekannt - 01


Empfänger unbekannt - 02

Empfänger unbekannt - 03

 

Rezensionen

Die Kurse "Darstellendes Spiel" der Jahrnagsstufe 11 setzten sich im Unterricht mit dem Stück auseinander und verfassten Reszensionen, von denen hier einige zu lesen sind.

Rezension von Luise Pilz

 

„Empfänger unbekannt“: der Titel und die letzten Worte der szenischen Lesung. Zwei für uns heute sehr unbedeutende Worte, welche aber im Zusammenhang des Theaterstückes eine unfassbare Wirkung haben können. Die passende Bühnenumsetzung zum 1938 verfassten Briefroman bietet einen Einblick aus einer ganz anderen Perspektive: in die dunkle Vergangenheit des Dritten Reiches.

Am Freitag den 09. März 2018 hatten wir, die Jahrgangsstufe 9-12, die Möglichkeit dazu in der Aula des Hannah-Arendt-Gymnasiums. In der szenischen Lesung „Empfänger unbekannt“ geht es um den freundschaftlichen Briefaustausch zu Beginn der NS-Zeit zweier deutschamerikanischer Geschäftspartner. Der Briefwechsel beschreibt das Ende einer ungewöhnlichen Beziehung mit tödlichem Ausgang. Max Eisenstein (gespielt von Wolfgang Müller-Schlesinger) ist jüdischer Kunsthändler und Besitzer einer Galerie in San Francisco. Sein Partner Martin Schulze (Michael Meierjohann) kehrt 1932 mit seiner Familie nach Deutschland zurück.

Die Verlauf der Handlung wird ausschließlich durch den Briefverkehr der beiden Freunde inszeniert. Dabei wird von Brief zu Brief die Entfremdung der Beiden deutlich. Martin Schulze, dem neuen Kanzler Hitler gegenüber zuerst noch skeptisch, wird zum glühenden Verehrer des „Führers“ und dann selbst aktives Mitglied der Nazibewegung. Max Eisenstein ist entsetzt über die Entwicklung seines früher liberal denkenden Freundes, besonders als seine Schwester Griselle den Verbrechen der Nazis zum Opfer fällt. Schulze rettet diese nicht, obwohl sie seine ehemalige Geliebte war. Stattdessen versucht er in mehren Briefen Eisenstein davon zu überzeugen, dass die Ausrottung eines Volkes nötig sei, um der ganzen Welt einen Gefallen zu tun, dieser dies nur nicht verstehen könne, weil er selbst davon betroffen sei. Ab diesem Zeitpunkt verschickt Max Eisenstein an seinen Geschäftspartner Briefe mit wirren Wörterkombinationen ohne Sinn, nur um die SA auf Schulze aufmerksam zu machen, um diesem eine Verbindung mit einem Juden zu unterstellen. Die SA hält seine wahllos zusammengewürfelten Worte tatsächlich für eine Code und bringen schließlich auch Martin Schulze um. Der letzte Brief kommt mit dem Stempel „Empfänger unbekannt“ an Eisenstein zurück. Schulze ist nicht mehr unter seiner Heimatadresse vorzufinden. Dadurch ist anzunehmen, dass er von den Nazis in ein KZ verfrachtet wurde. Eisenstein hat sein Ziel erreicht.

Die szenische Lesung ist eine sehr ergreifende Darbietung. Der einzige zu bemängelnde Punkt war der Einstieg. Dadurch, dass die Schauspieler als ihre eigenen Regisseure, sich dazu entschieden hatten, die Übersetzung aus dem Amerikanischen nicht zu kürzen, war der Beginn doch ziemlich langatmig. Ob es für Max Eisenstein um Vergeltung für den Tod an seiner Schwester Griselle ging oder den Versuch, diesen aus dem Nazirausch aufzuwecken wird nicht deutlich, diese Entscheidung bleibt dem Zuschauer überlassen. Der spannende Showdown am Ende lässt vermuten, dass Max Eisenstein von dem Schmerz am Verlust Grisseles sowie von Rachegelüsten getrieben wurde. Dies ist definitiv eine ethische Frage, welche zum Diskutieren anregt.

Der Besuch von „Empfänger unbekannt“ hat sich auf jeden Fall gelohnt. Alleine die Vorstellung, dass das amerikanische Original 1938 in der USA ersonnen wurde, zeigt, dass die Welt wusste, was in Nazideutschland vor sich ging. Erschreckend, angesichts der Millionen Opfer, die die Nazis zu verantworten haben, dass die ethnische Vernichtung so hingenommen wurde. Übertragen in die heutige Zeit: Ab welchem Zeitpunkt ist die Völkergemeinschaft dazu verpflichtet einzugreifen, damit nie wieder Briefe mit der Frankierung „Empfänger unbekannt“ an ihren Absender zugestellt werden?

 

Rezension zur szenischen Lesung

,,Empfänger Unbekannt“ des ,,Kammertheaters Rheinland“

 

Rezension von Nils Pattyn

Trotz des zugegebenermaßen schleppenden Beginns mit langen, für die Handlung eher irrelevanten Inhalten hat diese Darbietung eine spannende Geschichte gut erzählt. Die Figuren werden authentisch gespielt, vor allem der amerikanische Jude Max Eisenstein, der nach dem Tod seiner Schwester, an welchem sein langjähriger sehr guter Freund eine Mitschuld trägt, voll Verzweiflung und Rachsucht ist, wird von Michael Meierjohann toll gespielt. Auch der erst liberale, dann jedoch fanatische Hitler-Fan und ehemaliger Freund, Martin, wird von Wolfgang Müller-Schlesinger glaubwürdig verkörpert. Das Stück fesselt mit seiner dramatischen Geschichte, wenn auch erst nach der ersten halben Stunde.

Rezension von Nadine Schneider

Die szenische Lesung handelt von zwei guten Freunden, Max Eisenstein und Martin Schulze, die gemeinsame Besitzer einer Kunstgalerie in San Francisco sind. Der US-amerikanische Kunsthändler Max Eisenstein ist Jude und der Kompagnon Martin Schulze wird im späteren Verlaufe des Stückes ein Nazi. Die szenische Lesung spielt in der Zeit zwischen 1932-34.

Der Inhalt der szenischen Lesung war sehr interessant, jedoch haben sich die ersten Briefe sehr gezogen und es war etwas schleppend. Nach der ersten halben Stunde wurde es langsam etwas spannender und man hat wieder aufmerksamer zu hören können. Der Anfang hat sich zu sehr gezogen, weshalb man nicht mehr aufmerksam sein konnte.

Die Schauspieler haben ihre Rollen sehr gut verkörpert und die Outfits haben ebenfalls sehr gut gepasst. Außerdem haben beide Schauspieler die Briefe sehr gut vorgelesen, sodass man gut folgen konnte. Die Bühnengestaltung war auch sehr schön und gut überlegt.

Alles in allem würde ich die ersten Briefe etwas kürzen oder sogar weglassen, da es zu lange dauert bis etwas passiert. Ansonsten war das Stück sehr gelungen.

Rezension von Marc Franke

 

Das Stück hat mir gut gefallen. Den Anfang des Stücks fand ich zwar etwas langweilig, dafür hat mir das Ende sehr gut gefallen. Besonders interessant fand ich die Entwicklung von Martin Schulze (gut gespielt von Wolfgang Müller-Schlesinger) von einem Linken zu einem Nationalsozialisten und wie sich dadurch sein Verhältnis zu seinem früheren Freund Max Eisenstein (gut gespielt von Michael Meierjohann) gewandelt hat. Außerdem wurde gut gezeigt wie die damaligen Zeitverhältnisse waren. Alles in allem fand ich das Stück gut, nur hätte es etwas kürzer sein können.

 

Autor: Tobias Grehl