Abiturrede 2023 - Frau Sabrina Liimatainen
Liebe Abiturientinnen, liebe Abiturienten,
liebe Eltern und Verwandte,
liebe Gäste,
liebes Kollegium,
heute ist nun endlich euer großer Tag gekommen, auf welchen ihr so lange darauf hin gefiebert habt!
Als ihr mir mitgeteilt habt, dass ich von euch ausgewählt wurde, eure Abiturrede zu halten, muss ich ich ehrlich gestehen und das war auch kaum zu übersehen, dass sich bei mir im ersten Moment blanke Panik breit machte, die sich auch aufgrund eurer lieben und aufmunternden Worte dennoch nicht gerade schnell wieder gelegt hat. Jedoch muss ich zugeben, dass ich vor Stolz fastet platze, dieses Ehrenamt ausüben zu dürfen, denn das ist eine ganz besondere Aufgabe, die von Vertrauen zeugt, was ich sehr zu schätzen weiß.
Wir sind 2020 zusammen in die Oberstufe gestartet, für euch war die MSS neu, für mich die gesamte Schule, da ich von Kandel nach Haßloch gewechselt war. Wir saßen also quasi im selben Boot und ich bin nicht nur sehr dankbar, wie offen ich von meinem Kollegium aufgenommen wurde, sondern auch, dass ich zu vielen von euch direkt einen sehr guten Draht hatte und ihr maßgeblich daran beteiligt wart, dass ich mich so schnell und gut hier eingelebt habe. Vielen lieben Dank dafür! Ich hoffe sehr, dass ich eure Erwartungen erfülle und euch ein paar schöne und unvergessliche Worte mit auf euren Weg geben kann, an die ihr euch immer wieder gerne zurückerinnern werdet.
Um ehrlich zu sein, hätte ich euch ganz getreu eurem Abimotto „A little party never killed nobody“ in den letzten drei Jahren etwas mehr Party und ausgelassenes Zusammensein gewünscht, was durch Corona leider lange Zeit nicht möglich gewesen war.
Wann immer ich euch in den letzten Wochen gefragt hatte, was ihr euch in eurer Abirede wünscht, habt ihr mir gesagt, dass ich einfach erzählen soll, wie die letzten drei Jahre gewesen sind und dass diese Zeit alles andere als einfach für euch war.
Ihr musstet leider recht schnell und in einem jungen Alter lernen, dass im Leben nicht alles so läuft, wie man sich das vorstellt und dass der ganz normale Alltag, den man oftmals eigentlich gar nicht so sehr schätzt, man sich auf einmal sehnlicher denn je wieder zurückwünscht.
Auch wenn ihr die Situation eines Lockdowns bereits kanntet, war es dennoch wieder ein tiefgreifender Einschnitt, denn man war wieder von seinen Freunden und Familien getrennt, da Kontakte vermieden werden sollten. Auch wenn euch das Prozedere des online Unterrichts nicht mehr fremd war, so war es erneut eine Herausforderung, denn nun wart ihr in der Oberstufe, wurdet auf das Abitur vorbereitet, wodurch sich in einigen Fächern auch die Flut an Aufgaben häufte und ihr euch quasi wöchentlich beschwert habt, dass jeder Lehrer denkt, dass sein Fach das wichtigste sei. Dabei sind eigentlich nur die Fächer Deutsch und Englisch nur von wesentlicher Bedeutung…
Daher finde ich es umso bemerkenswerter, dass ihr alle, so wie ihr hier sitzt, das Abitur unter solch schwierigen Bedingungen gemeistert habt und das auch noch mit einem so großartigen Durchschnitt von 2,0; worunter dreimal der Notenschnitt von 1,0 erreicht worden ist. Das ist wirklich eine absolut grandiose Leistung!
Meine drei Kurse, die ich in den letzten 3 Jahren bei euch hatte, wissen wie unsagbar stolz ich auf euch bin. Ich bin aber nicht nur unheimlich stolz auf eure Fortschritte, eure Leistungen und eure Entwicklungen, sondern viel mehr auf die Tatsache, dass ihr in den letzten Jahren zu wunderbaren, emphatischen jungen Erwachsenen herangewachsen seid. Gerade an den Tagen eurer mündlichen Prüfungen hat man gesehen, wie sehr ihr euch gegenseitig unterstützt, wie ihr sowohl mitleidet als auch euch mitfreut, wie ihr euch gegenseitig aufmuntert, euch gut zuredet und euch helft.
Diese Eigenschaften sind so unheimlich wertvoll und die kann man sich nicht antrainieren, denn die kommen einfach aus dem Herzen, bewahrt euch diese sehr gut auf.
Die Schule ist ein Ort, an welchem Wissen und Bildung erlangt werden soll, Grundsteine werden gelegt, damit euch nach der Hochschulreife alle Wege offen stehen, denn dies ist der höchste Abschluss, den ihr als Schüler und Schülerinnen erreichen könnt.
Dennoch geht es an der Schule um so viel mehr: Es geht um junge individuelle Menschen, die wir Lehrer auf ihrem Weg ins Erwachsensein begleiten dürfen und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Es geht darum, euch dabei zu unterstützen, eure Persönlichkeiten zu entwickeln, euch darin zu bekräftigen, eure Träume und Ziele zu erreichen und dafür ist es unabdingbar, euch wichtige Werte mit auf den Weg zu geben. Ihr habt gelernt, respektvoll miteinander umzugehen, euch für andere einzusetzen, Verantwortung zu übernehmen und auch wenn ihr einmal Mist gebaut habt, für eure Fehler einzustehen. Das sind alles Eigenschaften, die euch im Leben weiterbringen werden und ja, auch Differenzen gehören hier dazu, denn wenn Frau Liimatainen sich über die akute und recht regelmäßige Dienstagnachmittags-Deutsch-Krankheit zur 9.-10. Stunde beschwert, muss man sich einfach dieser Situation stellen und auch mal das Genörgel der Lehrerin annehmen oder wenn es mal wieder um das Verhandeln von Abgabefristen geht und die Lehrerin ausnahmsweise mal nicht nachgibt.
Was ich euch damit sagen möchte, ist dass das Leben nicht immer einfach sein wird. Es wird Rückschläge geben, Herausforderungen und Momente, in denen ihr am liebsten aufgeben wollt. Aber ich weiß, dass ihr stark seid, denn das habt ihr nicht nur während Corona bewiesen, sondern auch bei euren mündlichen Prüfungen, wo viele von euch echte Nervenstärke bewiesen haben. Darüber hinaus habe ich gesehen, wie ihr euch immer wieder aufgerappelt, wie ihr euch nicht unterkriegen gelassen und wie ihr in den letzten drei Jahren weiterkämpft habt. Das ist der Geist, den ihr in euch tragt und der euch zu etwas ganz Besonderem macht.
Ich möchte euch ermutigen, eure Träume zu verfolgen. Lasst euch nicht von anderen einschränken oder entmutigen. Ihr habt das Potenzial, Großes zu erreichen und ich glaube fest daran, dass ihr es schaffen werdet. Egal, ob ihr Ärztin, Anwalt, Musikerin, Lehrer (und bitte, unser Land braucht gute Lehrer!) oder Künstlerin werden wollt – ihr könnt es schaffen, wenn ihr fest daran glaubt und hart dafür arbeitet. Ich persönlich halte mir immer wieder vor Augen, wie ich nicht sein möchte und versuche mich immer wieder zu reflektieren. Fehler gehören im Leben dazu und sind wichtig, denn nur an ihnen kann man wachsen und fällt man doch mal hin, dann kennt ihr meinen Spruch: „Hinfallen, aufstehen, Krone richten und weitergehen!“
Wenn man eure Schulzeit mit einem Buch vergleicht, so kann man sagen, dass dieses Kapitel nun beendet ist und die große weite Welt auf euch wartet. Nehmt euer Leben selbst in die Hand und überlegt euch, wie ihr euer neues Kapitel starten möchtet.
Passend hierfür steht auch ein Zitat Goethes:
Nicht die Talente,
nicht das Geschick zu diesem oder jenem,
machen eigentlich den Mann der Tat;
die Persönlichkeit ist´s, von der alles abhängt.(J. W. von Goethe)
Daher möchte ich euch Folgendes mit auf euren Weg geben:
Seid mutig und trefft eure eigenen Entscheidungen, auch wenn andere diese vielleicht nicht verstehen können oder wollen, hinterfragt Dinge kritisch und folgt nicht blind der großen Masse, bleibt euch stets selbst treu, denn am Ende des Tages müsst ihr euch selbst guten Gewissens in die Augen schauen können und zufrieden mit euch sein.
Abschließend möchte ich mich bedanken, dass ich eure Lehrerin sein durfte und es mir eine Ehre war, euch ein Stück auf eurem Lebensweg begleiten zu dürfen. Ich wünsche euch alles Glück der Welt und ich bin mir ganz sicher, dass ihr euren Weg gehen werdet.
Danke, dass ihr meine Schüler ward.
Eure Sabrina Liimatainen