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 Eine Schule von Eltern für Schüler

Dieser Rückblick in die Gründungszeit verdeutlicht, wie sehr Eltern sich bereits im Vorfeld für diese Schule eingesetzt haben. Ich glaube, man kann zu Recht sagen, dass das Haßlocher Gymnasium eine Schule von Eltern ist. Daher können wir allen Eltern, die sich damals in der IGG für die Gründung unseres Gymnasiums eingesetzt haben, danken. Viele von ihnen haben sich übrigens auch nach der Gründung engagiert, sei es im Freundeskreis oder später im gegründeten Schulelternbeirat.

Zuerst kommissarisch geleitet von OStD Gert Herfel (Bad Dürkheim), dann von OStD Peter Polaschek (Speyer), schließlich OStD Eduard Seger, entwickelt sich schnell eine Zusammenarbeit zwischen Schulleitung, Lehrern, Eltern und Schülern. Die Eltern sahen das Gymnasium immer auch als ihr Gymnasium an und bringen sich bis heute in bemerkenswerter Weise ein.

Diesem Anspruch versucht neben dem bereits erwähnten Förderkreis von Anfang an auch der Schulelternbeirat durch seine Arbeit gerecht zu werden. Der erste Beirat bestand aus drei Mitgliedern, aber wie alles an dieser Schule wuchs auch diese Gremium mehr oder weniger kontinuierlich auf heute 15 Mitglieder und meist genauso viele Stellvertreter.

Von Beginn an und bis heute vertritt der SEB das Prinzip, die anstehende Arbeit auf möglichst viele Schultern zu verteilen. Das zeigt sich unter anderem darin, dass die gewählten Stellvertreter ganz selbstverständlich zu allen Sitzungen eingeladen und in alle Entscheidungen eingebunden werden. So stellt der Schulelternbeirat sicher, dass möglichst alle Klassenstufen direkt vertreten sind und Einfluss auf die Beratungen nehmen können. Darüber hinaus lädt der SEB immer wieder alle Klassenelternsprecher und -vertreter ein, um möglichst viele Anregungen, Änderungswünsche und Hinweise aus der ganzen Elternschaft zu erfahren und zu berücksichtigen.

Ganz selbstverständlich unterstützt der Schulelternbeirat die Schule immer wieder bei vielen außerunterrichtlichen Veranstaltungen. Ohne Gewähr für Vollständigkeit sind dies: die Organisation oder Durchführung von Klassenfahrten, Schüleraustausche, Sport-, Klassen-  und Schulfeste, der jährliche Tag der offenen Tür, Berufinformationstag, pädagogische Elternabende oder auch die vielfältigen Aktionen der jüngst etablierten vier Häuser. Weiterhin wurden und werden im SEB zusammen mit der Schulleitung, dem Lehrerkollegium und/oder dem Personalrat langfristige Entwicklungen angestoßen, beraten, begleitet und oftmals bei der Umsetzung aktiv unterstützt.

 

Hannah Arendt: Verantwortung übernehmen!

Ein großer, wichtiger Meilenstein war beispielsweise die im Jahre 2000 erfolgte Entscheidung für den Namen Hannah-Arendt-Gymnasium Haßloch. Intensive Debatten und Diskussionsveranstaltungen waren dieser Namensgebung vorausgegegangen. Hannah Arendt hat auf beispielhafte Weise gezeigt, dass der einzelne Mensch das Denken und Handeln nicht den Anderen überlassen darf, sondern Verantwortung für sich selbst, für Freunde und Familie und für die Gemeinschaft übernehmen kann und muss. Diesem Vorbild folgend ehrt der Schulelternbeirat seit dem Jahr 2005 jedes Jahr Abiturienten für ihr außergewöhnliches soziales Engagement in und außerhalb der Schulgemeinschaft mit dem Hannah-Arendt-Preis.

Die nächste und mit Sicherheit größte Veränderung für unser Gymnasium war der zu Beginn des Schuljahres 2009/2010 vollzogener Übergang zum G8-Ganztagsgymnasium. Auch hier gehörte die Elternschaftvon Anfang an zu den Befürwortern diese Konzeptes. Bereits bei den ersten Informationsveranstaltungen im Schuljahr 2006/2007 für Eltern der Zweit- und Drittklässler an den Grundschulen im Einzugsbereich zeigte sich deutlich, dass ein G8-Ganztagskonzept am Hannah-Arendt-Gymnasium angenommen werden würde. So konnten sich 76% der Eltern vorstellen,ihre Kinder berits im Schuljahr 2008/2009 für ein Ganztagsgymnasium anzumelden. Zwar mussten sich die Eltern noch ein weiteres Jahr gedulden,doch zum Beginn des Schuljahres 2009/2010 wurde das G8-Ganztagskonzept eingeführt

Auch hier gab es schon im Vorfeld viele Informationsveranstaltungen und teils sehr emotional geführte Diskussionen. Vorbehalte und Vorurteile bei Befürwortern und Gegnern erforderten viel Verhandlungsgeschick, damit sich keine Seite überfahren fühlte. Dabei spielte sicher eine große Rolle, dass die Eltern auch beim Erarbeiten eines pädagogischischen Konzepts von Anfang an einbezogen wurden und diese Chance auch gerne nutzten.

Die Umstellung des Schulbetriebs auf G8-Ganztagsunterricht hat allen Teilen der Schulgemeinschaft einiges abverlangt. Der Schulelternbeirat hat diesen Veränderungsprozess immer konstruktiv begleitet und falls notwendig kritisch darauf eingewirkt. Das gilt beispielsweise für die besonderen ganztagspädagogischen Konzepte im G8-Bereich wie Lernzeiten, Rhythmysierung des Unterrichts über den gesamten Tag, Lernjournal zur Stärkung der Elternbeteiligung und der Kommunikation zwischen Eltern und Lehrern, Schaffung von lernfreien Phasen im Tagesablauf, Sport- und Spielangebte in der Mittagszeit oder der Verzicht auf Hausaufgaben. Dabei setzte sich der Schulelternbeirat immer für den Interessenausgleich zwischen den teilweise sechszügigen G9- und den nun vierzügigen G8-Jahrgangsstufen ein und schaffte beispielsweise die Möglichkeit der Essensbestellungauch für für die MSS-Schüler im G9-Bereich. Weiterhin haben der Schulelternbeirat und die gesamte Elternschaft der Schule tatkräftig bei der Organisation der Mittagsessensbetreuung im Provisorium "Planet" unterstützt.

 

Eltern mischen sich immer noch ein

Angesichts der engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit der Schulleitung und dem Kollegium ist es nicht verwunderlich, dass der Schulelternbeirat sich auch immer wieder in die Weiterentwicklung der pädagogischen Konzepte am Hannah-Arendt-Gymnasium mit Anregung oder beratend eingebracht hat.Ein bewährtes und hart erkämpftes Beisiel ist die "Klassenleiterstunde", welche auf Anregung von Eltern heute bis Ende der Mittelstufe fortgeführt wird. Das andere ist das Methodentrainigskonzept "Lernen lernen", welches angesichts der Veränderungen in der Schulstruktur, des Einzugs moderner Medien und neuer Unterrichtsformen immer wieder weiterentwickelt werden musste.

Ein zentraler Bereich der SEB-Tätigkeit war auch die kritisch-konstruktive Begleitung der nahezu immerwährenden Baumaßnahmen, die laut dem ersten SEB-Vorsitzenden Herrn Dr. Wolf schon im Jahre 1991 auf der Angenda standen und dem damaligen SEB bis zur Übergabe des ersten Neubaus im Jahr 1998 verfolgt haben. Daran schlossen sich noch im selben Jahr, die auch von SEB-Seite angetriebenen Bemühungen zur Verbesserung der Raumsituation im Fachbereich Sport an, die im Jahr 2003 durch die Einweihung der neuen Dreifeldsporthalle belohnt wurden.

Durch die Einführung des G8-Betriebes im Jahre 2009 wurden erneut erhebliche Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen notwendig, welche allerdings nicht nur den G8-Schülern, sondern zum großen Teil auch den G9-Schülern zu Gute kamen. Dazu zählen unter anderem die Renovierung der Musiksäle und einiger Klassen- und Fachräume, der Neubau  einer Mensa und eines dreigeschossigen Schulgebäudes, heute "Haus Berlin" genannt. Diese bietet neben neuen Unterrichtsräumen auch Aufenthaltsräume für Schüler ( MSS-Raum, Silentium, Café Hannah ). Hinzu kamen eine Komplettsanierung der alten Sporthalle und nicht zuletzt die Schaffung von Lehrerarbeitsplätzen. Bereits im Schuljahr 2008/2009 begannen die Planungen für den Neubau, die Sporthalle und die Mensa. Bis zur Fertigstellung und Übergabe des Neubaus Anfang 2013 hat der SEB in zahlreichen Sitzungen, Arbeitsgruppen und Gesprächen mit der Schulleitung, der Kreisverwaltung und der ADD Neustadt dieses Großprojekt kritisch begeleitet. Ein besonderes Auenmerk galt und gilt dem Umgang mit den nicht zu vermeidenenden Provisorien, sei es der jahrelange Unterrichtsbetrieb in bis zu sechs Klassencontainern auf dem Schulhof oder die Essensversorgung in den ersten drei G8- Jahren in der provisorischen "Planet"- Kantine.

Doch auch diese Zeit ging vorüber und mittlerweile zeigt sich das Hannah-Arendt-Gymnasium in weiten Teilen als hochmodernes Schulgebäude, welches fast keine Wünsche mehr offen  lässt. Mit einem kleinen Seitenblick auf Zusagen der Kreisverwaltung erwarten wir bald die Erstellung von zwei Mehrzweckspielfeldern, die dem Bewegungsbedürfnis insbesondere der Mittelstufenschüler gerecht werden sollen. Dabei beteiligen wir Eltern uns über den Förderverein mit einer großzügigen Spende an den Kosten, so wie schon bei der Kletterwand in der renovierten Sporthalle oder den Klettergerüsten für die jüngsten G8-Schülerinnen und Schüler.

Schließlich würden sich der SEB und die ganze Schulgemeinschaft freuen, wenn der Schulhof neu gestaltet werden könnte. Denn durch all diese Baumaßnahmen ist er geschrumppft, der Belag wurde stark in Mitleidenschaftgezogen und an vielen Stellen nur notdürftig ausgebessert. Der Schulhof entspricht sicher nicht mehr in zeitgemäßer Weise den Schülern als Pausengelände. Ein moderner Schulhof sollte verschiedene Bereiche für Ruhe & Kommunikation, Naturleben & Artenschutz, Kunst & Kreativität sowie Spiel & Bewegung bieten. Ich bin sicher, dass auch ein solches Projekt im Zusammenspiel zwischen Schulträger und Schulgemeinschaft und mit besonderer Unterstützung durch die Eltern anzuschieben und umzusetzten sein wird.

 

Konflikte gab und gibt es immer

Natürlich musste sich der Schulelternbeirat in den vergangenen 25 Jahren auch mit Problemen, die in einer Schulgemeinschaft unweigerlich auftreten, auseinandersetzten, intensiv diskutieren und wann immer möglich zu einer einvernehmlichen Lösung kommen. Dabei lassen sich im Laufe der Jahre einige der Entwicklungen der Schule begründete Themen ausmachen. Daneben gab es wiederkehrende oder strukturell bedingte Probleme wie z.B. Engpässe in der Personalsituation und häufige Lehrerwechsel. An ein Highlight möchte ich besonders errinern: Als gegen Ende des Schuljahres 2014/2015 der befristete Arbeitsvertrag der von Lehrerkollegen und Schülern gleichermaßen geschätzten Mathematik- und Physiklehrerin Heike Wilk endgültig auslaufen sollte, konnte der SEB mit einer sehr erfolgreichen Online-Petition (1145 Unterschrriften in zwei Tagen) und Beiträgen in Tagespresse, Funk und Fernsehen dazu beitragen, dass sie innerhalb kürzester Zeit eine Feststellung an unserem Gymnasium erhielt.

Ein Dankeschön für all dieses Engagement gebührt den vielen ehemaligen und heutigen Elternvertretern, die unter anderem in zahllosen SEB-Sitzungen für diese Schule und ihre Schule und ihre Schulgemeinschaft eingesetzt haben. Dabei gilt ein besonderer Dank den Vorsitzenden, die darüber hinaus viele weitere Stunden ihrer Zeit geopfert haben - sei es in diversen Gremien wie Schulträgerausschuss, Schulausschuss, Konferenzen, in zahlreichen Besprechungen mit der Schulleitung oder  mit der ADD und Vertretern des Schulträgers. Die ersten acht Jahre leitete Dr. Hans Wolf dieses Gremium, gefolgt von Ingrid Bonn (1999-2005), Brigitte Deiters (2005-2009), Anette Frübis-Scheuermann (2009-2011) und Armin Schöps (2011-2013).

An dieser Stelle möchte ich mich auch im Namen des Schulelternbeirates bei allen Eltern für ihre Unterstützung und ihr Vertrauen in uns danken und Sie bitten, auch weiterhin die Entwicklung und Gestaltund des Lebens am Hannah-Arendt-Gymnasium Haßloch aktiv mitzugestalten. Dazu gibt es an dieser Schule vielfältige Möglichkeiten, sei es in der Klassengemeinschaft ihres Kindes , im Schulelternbeirat oder im Förderverein.

Seit der umfassenden Sanierung und Erweiterung in den Jahren 1991 bis 1998 und 2009 bis 2013 stehen der Schule sehr gut ausgestattete Unterrichtsräume und hochmoderne Fachsäle zur Verfügung. Hinzu kommen ausreichende Raumkapazitäten für die speziellen Anforderungen der Ganztagsschule, wie Lernzeiträume, Aufenthaltsräume, Bibliothek, Cafeteria und nicht zuletzt eine hochmoderne Mensa. Heute hat die Schule über 900 Schülerinnen und Schüler und bietet ein breitgefächertes Fachangebot insbesondere auch in der Mainzer Sekundarstufe an. Welch ein Unterschied zu den Zahlen vor 25 Jahren!

Ein zeitgemäßes Verständnis von Bildung, die nicht nur auf Leistungsorientierung, sondern auch auf Persönlichkeitsentwicklung achtet, ist ein wichtiger Beitrag zu unserem Gemeinwesen. Für eine solche Gymniasalbildung steht das Hannah-Arendt-Gymnasium Haßloch nicht nur durch sein Ganztagskonzept, sondern auch durch vielfältige Projekte, die zur Profilierung der Schule beitragen. Die Akzente im sportlichen und musischen Bereich werden durch zahlreiche Schwerpunkte im Bereich des sozialen Lernens und Handelns ergänzt, wie etwa das Streitschlichten, Klassenrat, Gewaltsprävention, Jugend debattiert, Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage oder Patenschaften. Dadurch will und kann die Schule gezielt die personalen Kompetenzen (Selbst- und Fremdwahrnehmung, Umgang mit Gefühlen, Eigenverantwortlichkeit, Selbstvertrauen) und soziale Kompetentzen (Kommunikationsfähigkeit, Empathie, Konfliktfähigkeit, Teamfähigkeit, Tolerant etc.) unserer Kinder stärken und entwickeln.

Dieses Gesamtkonzept hat sicher mit dazu beigetragen, dass die Anmeldezahlen auch in den letzten Jahren nahezu konstant geblieben sind, während andere Gymnasien den demographischen Wandel bereits ungebremst zu spüren bekommen. Ich denke, für unsere  Schule ist es ein großer Vertrauensbeweis, dass viele Eltern mehrere Kinder gleichzeitig angemeldet haben. Aber diese Vertrauen bedeutet neben der Anerkennung auch eine große Verpflichtung. Verpflichtung von Schulseite, das Bestmögliche für unsere Kinder zu ermöglichen - und Verpflichtung für uns Eltern, dieses Bemühen der Schule mit allen Kräften zu unterstützen. 

Das 25-jährige Bestehen sollte Ansporn sein, für viele weitere Jahrzehnte mit motivierten Schülern, engagierten und motivierten Lehrern und vielen Eltern, die bereit sind, das Schulleben aktiv mitzugestalten.

Zum Jubiläum die herzlichsten Glückwünsche, verbunden mit dem Wunsch auf eine weitere erfolgreiche Zusammenarbeit von Schulträger, Schulleitung, Lehrerschaft, Schülern und Eltern.

 

Quelle: Thorsten Jabs ( Festschrift zum 25-jährigen Jubiläum )

Veröffentlichung: Mia Böckenhoff

 

 

 

Autor: Mia Böckenhoff