Tagebuch vom Schüleraustausch mit Polen aus dem Jahr 2006
Im Schuljahr 2006 gab es auf der damaligen HAG-Homepage tagesaktuell zu jedem Tag des Austauschs in Kluczbork einen "Tagebucheintrag" zu lesen. Diese Dokumente geben auch heute noch gut den Charakter und die Stimmung beim Austausch mit Polen wieder.
5. Juni 2006 - erster Tag
Heute um 15.55 Uhr ist es so weit, 27 Schülerinnen und Schüler aus der elften Jahrgangsstufe treffen sich am Bahnhof in Haßloch. Von da aus geht es mit Herrn Mick und F rau Stamer weiter nach Mannheim, vom ADAC-Parkplatz aus (in der Nähe des Planetariums) fährt ein „Linienbus“ nach Kluczbork in Polen.Herr Kunz ist schon am Samstag vorgefahren. 913 Kilometer liegen nun vor den Schülern und Lehrern. Um 18.30 Uhr fährt der Bus ab und wird am Dienstag gegen 8 Uhr morgens in Kluczbork eintreffen. An diesem Tag ist ein Integrationstreffen geplant und die deutschen und polnischen Schülerinnen und Schüler sollen sich erst einmal kennenlernen. Hoffentlich wird das Wetter besser als in den letzten Tagen. Drückt uns die Daumen.
Dirk Kunz
6. Juni 2006 - zweiter Tag
Heute ist Dienstag, der 6. Juni 2006. Nach der 14-stündigen Busfahrt merkte man noch nicht so viel von der Müdigkeit. Wir kamen um 7:30 Uhr an der Busstation von Kluczbork an. Empfangen wurden wir von zahlreichen Schülerinnen und Lehrern. Es kamen nur Schülerinnen, weil 10 von unseren 12 Jungs ins Internat kamen. Stefan und Sascha kamen ebenfalls wie alle anderen Mädchen in Gastfamilien. Ich kam mit Sophie Czilwik zu der freundlichen 19-jährigen Kasia. Als wir ankamen, duschten wir und genossen ein ausgiebiges Frühstück. Über die Gastfreundlichkeit waren wir sehr erfreut. Obwohl wir uns mit Kasias Freunden treffen wollten, legten wir uns vorher noch schlafen. Aber aus der vorgenommenen einstündigen Pause, wurden 4 Stunden Schlaf, weshalb aus der Verabredung nichts mehr wurde. Danach aßen wir zu Mittag, es gab leckere Spaghetti. Nun ist es 15:45 Uhr und wir müssen uns beeilen, pünktlich zum Integrationstreffen zu kommen.
Martha Cieslinska
7. Juni 2006 - dritter Tag
Heute ist Mittwoch,der 7.06.2006. Wir sind heute um 7:45 Uhr aufgestanden und nach dem Frühstueck direkt in die Schule gelaufen, wo wir uns mit allen anderen um 9:00 Uhr trafen. Dort wurden wir in Gruppen eingeteilt, die verschiedene Betriebe besuchen durften, um sich über den Alltag der polnischen Arbeitswelt zu informieren. Einige Betriebe waren zum Beispiel: Friseur, Blumenladen, Betonfabrik, Schuster, Kleiderladen, Bäcker, Gemeindeverwaltung und ein Fotogeschäft, das Max S. und Markus H. zusammen mit mir besuchten. Jede Gruppe bestand aus drei Deutschen, denen ein polnischer Schüler zum Übersetzten zugeteilt wurde. Außerdem bekamen wir einen Fragebogen, an dem wir uns orientieren konnten. In unsere Gruppe kam eine nette polnische Schülerin namens Carolina, die sehr gut Deutsch sprach. In dem Fotoladen wurden wir herzlich willkommen geheißen und ein Angestellter erzählte uns alles Mögliche über das Geschäft, das sehr modern ausgestattet war. Wir notierten uns die wichtigsten Fakten und Eindrücke, da wir morgen die verschiedenen Betriebe präsentieren werden. Da wir relativ schnell fertig waren, hatten wir noch sehr viel Freizeit, die wir mit Bummeln verbrachten. Um zwölf Uhr gingen wir mit einigen Jungs ins Internat, in dem wir uns ein bisschen ausruhten. Um halb drei gab es dann Essen in der Mensa, die etwa eine viertel Stunde vom Internat entfernt ist. Nach dem Essen wurden wir in drei Gruppen eingeteilt, die auf verschiedenen Wegen die Stadt erkunden sollten. Die Schnitzeljagd endete um 17:00 Uhr auf dem Marktplatz. Nun sind wir bei unserer Austauschschülerin Kasia zu Hause und heute Abend werden wir in eine Bar hier in Kluczbork gehen.
Sophie Czilwik
8. Juni 2006 - vierter Tag
Heute morgen trafen wir uns um 10:00 Uhr alle bei schönstem Wetter an der Schule in Kluczbork. Dort bereiteten wir die Präsentationen der gestrigen Mini-Praktika vor. Kurzfristig haben wir erfahren, dass im Ort ein Anti-Drogen Konzert stattfindet. Gegen 12 Uhr liefen wir gemeinsam zu diesem Open-Air Event, konnten allerdings unseren Mittag individuell gestalten. Um 14 Uhr trafen wir uns wieder in der Schulmensa, um Suppe, Kartoffelbrei mit Fleisch und Salat zu essen. Anschließend wurden die Powerpoint-Präsentationen der einzelnen Gruppen vorgestellt, sodass jeder einen Einblick in die Erfahrung der anderen bekommen konnte. Heute Abend (17-21 Uhr!) findet eine Schuldisko statt, die Teilnahme ist jedoch jedem freigestellt. Nun (16:30) werden wir alle erst einmal nach Hause gehen, daher haben wir leider keine Zeit für weitere Details. Alles in allem war es ein schöner, sonniger Tag und wir freuen uns alle auf den Abend und die restlichen Tage hier in Polen. Grueße an das HAG =).
Annika Serr und Judith Hillen
9. Juni 2006 - fünfter Tag
Ein freundliches Hallo aus dem verregneten Polen! Eins war heute morgen schon klar: Heute Abend werden wir, zwar zeitverzögert aber immerhin, das Eröffnungsspiel der Fussball-WM 2006 sehen. Das war wohl das heimliche Highlight, dem alle entgegenfieberten. Aber zuerst mussten wir, wenn man den gestrigen Abend bedenkt, relativ früh aus den Federn, nämlich so gegen halb 7. Um 8 Uhr war Treffpunkt an der Bushaltestelle nahe der Schule, von wo aus wir mit dem Bus nach Breslau fuhren. Nach der zweistündigen Fahrt kamen wir alle heil und gesund in der schönen Stadt an. Die Stadtführung, die eine der polnischen Lehrerinnen vorbereitet hatte, war eigentlich eine reine Kirchenbesichtigung. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie viele Kirchen man in eine Stadt bauen kann! :-) Es gab bis auf den (zeitweiligen) Verlust einer Schülerin keine weiteren Probleme und so verbrachten wir einen schönen Nachmittag inklusive einer Schifffahrt und Essen im McDonalds im polnischen Breslau. Breslau ist entgegen unserer Erwartungen eine schön restaurierte Stadt mit bunten Häuserfassaden, obwohl sie nach dem Zweiten Weltkrieg fast zu zwei Dritteln zerstört war. Außer den vielen Kirchen sind uns vor allem die zahlreichen Restaurants und die älteste Bierbrauerei Europas im Gedächtnis geblieben. Da es während der Heimfahrt zu regnen begann, sind wir nun froh, im warmen Computersaal der polnischen Schule das Eröffnungsspiel anzuschauen, das extra für uns (!) aufgezeichnet wurde. Danach geht es weiter mit der Partie Polen-Ecuador. Wir warten noch auf die Pizza und werden feiern, egal ob Sieg oder Niederlage (im Moment sieht es noch gut für Deutschland aus, sie führen 2:1) - wie ganz normale Deutsche in Polen eben!
Sarah Kellermann und Maike Thomas
10. Juni 2006 - sechster Tag
Hallo an die feiernden Deutschen (4:2)! Nach dem gestrigen Fußballabend, konnten wir heute erstmal "ausschlafen". Denn erst um 10 Uhr trafen wir uns an der Bushaltestelle in Kluczbork. Von dort aus ging es mit dem Bus in einer halbstündigen Fahrt ins Ländlliche. Unser erster Halt war die Bienenfarm. Hier wurden in das Leben eines Imkers und den dortigen Bienenstämmen eingeführt. Uns wurden verschiedene Modelle von Bienenstöcken gezeigt. Das Highlight war das Schlüpfen einer Bienenkönigin. Danach ging es direkt auf ökologischen Betrieb, wo wir nach den vergangenen Tagen (und Nächten) relaxen konnten. Wir wurden auf dem Landgut mit Kuchen, Kartoffelsuppe, Würstchen und Getränken verwöhnt. Die Pausen nutzten manche dazu, in der Sonne zu liegen oder Ball spielen zu üben. Andere wiederum wurden von dem Stall angezogen und lernten dort, wie man eine Ziege melkt. Mit der gewonnenen Milch stellten wir in einem Wettbewerb, der von Herrn Kunz klar gewonnen wurde, Butter her. Das hergestellte Milchprodukt wurde auch sogleich verzehrt. Um ca. 17 Uhr ging es dann wieder in Richtung Kluczbork, wo sich nun alle auf den heute Abend geplanten Discobesuch vorbereiten können.
Rebekka Tremmel und Katharina Wegener
11. Juni 2006 - siebter Tag
Hallo, hier sind wir wieder! Nach unserem echt lustigen Discobesuch gestern Abend, sind wir heute etwas müde um halb acht aufgestanden, um bis halb neun unsere Koffer packen zu können. Denn heute Morgen stand unsere Weiterfahrt nach Auschwitz bzw. Krakau auf dem Programm. Nach etwa drei Stunden Schlaf während der Fahrt kamen wir auf dem Besucherparkplatz des größten Konzentrationslagers der Nazizeit an. Nach einer kurzen Toilettenpause begann um 12 Uhr unsere Führung. Anfangs bekamen wir, zusammen mit anderen Deutschen, einen Dokumentationsfilm über das KZ gezeigt. Für unser anschließendes Schweigen war nicht die Müdigkeit verantwortlich! Ein ca. 70 Jahre alter Mann, der, wie wir am Ende der Führung erfuhren, selbst Häftling im KZ Auschwitz-Birkenau war, begleitete uns. Er zeigte uns in einer vierstündigen sehr interessanten Führung sämtliche Gebäude, Gaskammern, Wohn- und Waschräume und erzählte uns mit ruhiger Stimme, wie viele Menschen in Auschwitz sterben mussten. Es wäre zu viel, all das Erfahrene hier wiederzugeben. In ein Gästebuch, das in einer der früheren Gaskammern auslag, schrieben wir die Widmung "Über was man nicht reden kann, sollte man schweigen.".Auch Tränen, die flossen, sind bezeichnend für die Traurigkeit und die bedrückende Stimmung, die man während der KZ-Besichtigung erfährt. Um 16 Uhr ging es zum Essen und danach machten wir uns auf, die einstündige Fahrt weiter nach Krakau zu bewältigen. Dort angekommen bezogen wir unsere Zimmer in einer Jugendherberge. Alle Mädels und alle Jungs hatten insgesamt zwei Zimmer. Zwar waren die Zimmer und das Bad nicht nach deutschem Standard, doch war waren uns einig, dass dies für eine Nacht egal sei. Denn die Stadt Krakau entschädigte für alles! Bis 0 Uhr durften wir uns frei von Kneipe zu Kneipe bewegen, um dann müde in unsere Betten zu fallen. Bis dann!
Rebekka Tremmel und Katharina Wegener
Hallo Deutschland! Heute war unser letzter Tag hier in Polen und in der bezaubernden Stadt Krakau. Nachdem wir um kurz nach 8 Uhr alle gemeinsam in der Jugendherberge gefrühstückt hatten, räumten wir die Zimmer und verstauten unser Gepäck im Bus. Danach machten wir zu Fuß einen Stadtrundgang. Zuerst gingen wir zum Wawel, eines der Wahrzeichen der Stadt Krakau. Der Wawel ist Schloss und Burg zugleich und war seit dem 11. Jahrhundert Sitz der polnischen Könige. Einige Schüler besichtigten auch die größte Glocke Polens, die sich in der Kathedrale auf dem Wawel befindet. Wir gingen auch zur alten Universität, den Resten der Stadtmauer und zur gotischen Marienkirche und zu den Tuchhallen, die sich auf dem Marktplatz, dem Rynek, befinden. Dabei erzählten uns die polnischen Lehrer einiges über die Geschichte der Stadt. Um halb eins gingen wir alle zusammen essen, in einem Restaurant, das Janny und Martha ausgesucht und zuvor reserviert hatten. Nach dem Essen bedankten sich alle deutschen Schüler bei den polnischen Lehrern für ihre Bemühungen mit einem Strauß Blumen. Danach hatten die Gruppe Zeit für sich. Viele bummelten in den unzähligen Geschäften rund um den Rynek oder setzten sich in eines der vielen Cafes. Um kurz nach 3 trafen wir uns dann und machten uns zu Fuß auf zum Busparkplatz. Dort verabschiedeten wir uns von den polnischen Lehren und Schülern und von Frau Stamer, die noch einen weiteren Tag in der Stadt verbringen wird. Dann ging es mit dem Bus nach Hause.
Abschließend kann man sagen, dass die Fahrt nach Polen für alle ein tolles Erlebnis war. Die Gruppen hatte immer eine Menge Spaß, wir lernten neue, super nette Leute kennen und besichtigten viele interessante Plätze. Nochmal ein großes Dankeschön an die Lehrer!
Nadine Baumann
Bilder