Studienfahrt Berlin 2012 – Der Deutsch-Leistungskurs des Hannah-Arendt-Gymnasiums auf den Spuren der ehemaligen DDR – Ein Tagebuch von Tina Leonhard und Jelena Lieberknecht
Samstag, 28. April
Etwas verspätet und erschöpft, aber dennoch mit großen Erwartungen an die Hauptstadt Deutschlands, erreichen wir gegen vier Uhr endlich unser Ziel: Das Meininger Hotel im Stadtteil Prenzlauer Berg. Es folgen die Zimmereinteilungen und Organisatorisches wird besprochen, bevor wir schließlich in Richtung Alexanderplatz aufbrechen, um in das Großstadtleben einzutauchen. Den Abend verbringen wir in Kleingruppen und erkunden so das Nachtleben Berlins: Diskos, Bars, Open-Air-Veranstaltungen...langweilig wird es uns bestimmt nicht.
Sonntag, 29. April
Mit Vorfreude starten wir in aller Frühe in den ersten Tag. Nach einem leckeren Frühstücksbuffet im Hotel machen wir uns per U-Bahn (direkt vorm Haus) auf den Weg zur Mauergedenkstätte in der Bernauer Straße, wo wir eine Stunde lang über den Mauerbau und dessen Konsequenzen informiert werden. Dank des schönen Wetters können wir unsere Mittagspause danach an frei wählbaren Orten genießen. Am Nachmittag treffen wir am Deutschen Historischen Museum wieder zusammen. Uns erwartet hier eine unterhaltsame und sehr lehrreiche Führung über die Zeit von der Gründung der DDR im Jahr 1949 bis zum Mauerfall 1989. Nach der Führung haben wir Zeit, uns Sonderausstellungen anzusehen, die auch andere Epochen der Geschichte Deutschlands betreffen. Bei milden Temperaturen verabreden wir uns abends mit der ganzen Gruppe an der East Side Gallery, um gemeinsam den Tag in einer Strandbar ausklingen zu lassen. In Liegestühlen sitzend, die schmerzenden Füße im kühlenden Sand und den Blick auf die Spree gerichtet, lässt es sich gut leben.
Montag, 30. April
Nach dem morgendlichen Ritual brechen wir pünktlich (!) um neun Uhr zum Jugendwiderstandsmuseum in der Galilea–Kirche in Friedrichshain auf. Ein junger Zeitgenosse berichtet auf eine interessante und spannende Weise über junge Menschen, die sich gegen das repressive Regime der Deutschen Demokratischen Republik auflehnten. Die Kirche bot dafür den einzigen Raum, in dem ohne Angst diskutiert und oppositionelle Pläne geschmiedet werden durfte. Nach der Mittagspause versammeln wir uns an der Weltzeituhr auf dem Alexanderplatz für eine zweistündige Stadtführung zum Thema "Herbst '89". Wir besuchen bedeutende Orte, an denen sich entscheidende Ereignisse in Bezug auf das Ende der DDR und die Wende zutrugen, wie zum Beispiel der Massenaufstand auf dem Alexanderplatz 1989, wodurch die friedliche Revolution gegen das System erreicht wurde. Dies ist eine Führung besonderer Art, da uns ein Zeitzeuge persönliche und spannende Einblicke in sein Leben in der DDR bietet. Den Abend verbringen wir in einer gemütlichen Bar in unserem Viertel.
Dienstag, 01. Mai
Der letzte Tag bricht an, die Füße schmerzen – dennoch mangelt es uns nicht an Motivation und Euphorie, die Großstadt weiter zu erkunden. Der Schwerpunkt unseres Programms liegt heute auf der lebensgefährlichen Flucht in den Westen und den aufregenden Grenzüberschreitungen. Morgens steht in diesem Rahmen ein Besuch im Tränenpalast, dem ehemaligen Grenzübergang in der Friedrichstraße, an. Hier trennten sich Familie und Freunde, die eine Ausreisegenehmigung in den Westen erhielten, mit dem Gedanken, sich nie wieder zu sehen. Ein riesiger Flohmarkt bietet uns in der Mittagspause die Möglichkeit, auch am Feiertag Erinnerungsstücke an Berlin zu kaufen. Später fahren wir mit der S-Bahn in das etwas außerhalb gelegene Marienfelde, wo wir ein neues Gesicht Berlins kennenlernen: Ruhig gelegen und mit vielen Grünflächen treffen wir auf das Notaufnahmelager für Flüchtlinge aus der DDR, die versuchten im Westen ein neues Leben zu beginnen. Dieses Unterfangen war jedoch sehr kompliziert und aufwendig, wie uns Frau Haase emotional berichtet. Sie erlebte diese Prozedur selbst und kann uns deshalb persönliche Erinnerungen und ihre eigene Meinung zum System eindrücklich berichten. Den letzten Abend verbringen wir zusammen in einem schönen Berliner Biergarten, ganz in der Nähe des Hotels. Ein paar von uns machen sich anschließend noch auf den Weg in eine Szenenkneipe mit viel Großstadtflair.
Mittwoch, 02. Mai
Nie klingelte ein Wecker früher als an diesem Morgen, denn die Koffer müssen gepackt, die Betten abgezogen, die Zimmer aufgeräumt, die Fahrkarten gesucht und der Zug pünktlich erreicht werden. Um 9.34 Uhr startet der ICE schließlich in Richtung Heimat.
Abschließend ist zu sagen, dass die Fahrt trotz mancher Eskapaden (vergessener Geldbeutel, schmerzende Füße, Fahrkarte im Mülleimer, „pünktliche“ SchülerInnen) wirklich gelungen war und wir danach noch lange daran denken werden.
In diesem Zusammenhang möchten wir uns im Namen aller bei Herrn Grehl und Frau Wilk bedanken, die die Reise geplant und begleitet haben.
Bilder der Fahrt
Unter der Weltzeituhr am Alexanderplatz | Vor dem Notaufnahmelager Marienfelde |